9+

Vier Augen – zwei Köpfe – zwei Sprachen – eine Stadt und ihre Region

 
 

Zwei Künstler begegnen sich 2011 zufällig in der Altstadt von Biel/Bienne, der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz. Didier Cataldo, geboren in Biel, lebt seit mehr als 20 Jahren in Frankreich. eLisa Pancratz ist wenige Monate vor dieser Begegnung aus Deutschland in die Schweiz gekommen. Die innerhalb ihres künstlerischen Diskurses aufeinander treffenden «Sprachen», werden in ihrer Vielfalt zum Kernstück des von ihnen 2013 begonnenen Fotoprojekts 9+.

9+, zwölf Diptycha, s/w-Mittelformatfilm und Farb-Instantfilm, 2013 – ©eLisa Pancratz und Didier Cataldo

Zusammen begeben sie sich in Biel/Bienne und seiner Region an unterschiedliche «Orte der Erinnerung», mit denen der eine emotionale Verknüpfungen hat und der andere oftmals nicht. Bei ihm sind diese eng verbunden mit seiner Kindheit und Jugend. Bei ihr sind es wiederum andere «Erinnerungsorte», die stark korrelieren mit dem ersten Kontakt einer ihr damals noch unbekannten Stadt und ihrer Umgebung.

Die Fotografien der beiden entstehen vorwiegend zeitgleich an den von ihnen ausgewählten Orten, als eine fotografische Bestandaufnahme des Gegenwärtigen. Dabei begegnen sich stets ihre unterschiedlichen Aufmerksamkeiten, Sichtweisen und Biographien. Verbunden über kompositorische Momente und den Drahtauslösern, als Verweise auf den gleichzeitigen Moment der Entstehung, erzählen sich ihre Geschichten im «Hier und Jetzt» der ausgewählten und besuchten Orte neu.

Beide verwenden bei diesem Projekt unterschiedliche analoge Medien. Didier Cataldo fotografiert mit einer Zwei-Linsen-Mittelformat-Kamera mit schwarz-weiss-Negativfilmen. eLisa Pancratz arbeitet mit Sofortbild-Farbfilmen und einer alten SX-70-Landcamera, deren fotografische Ergebnisse oftmals Farbverschiebungen aufweisen.

Als Langzeit-Projekt angelegt, entsteht ein visueller Dialog zweier Menschen, über eine Stadt mit ihrem Umfeld – aber nicht zuletzt auch über sie selbst – der den Ursprung ihrer Begegnung widerzuspiegeln vermag. Als Resultat bleibt eine fotografische Wand, als ein kaleidoskopisch gebrochenes Bild einer Stadt und der Region eines Landes, in deren Zentrum sich der Ort ihrer ersten Begegnung befindet.